WG 2

Noel öffnete die Türe mit den neu erworbenem Schlüssel und trat ein. Neugierig sah sie sich um. Die Wohnung war erstaunlich geräumig, nicht übermässig groß, aber längst nicht so winzig wie sie es erwartet hatte. Nachdem sie ihren Koffer im Flur abgestellt hatte, erkundete sie die Räume hinter den Türen. Sie fand ein Bad, eine Küche, 2 Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und sogar einen Balkon.

Aline zog die Tür hinter sich zu und stellte als Erstes ihren schweren Koffer ab. Das Licht in der Wohnung war noch aus, die Vorhänge noch zu. Mit großen Schritten ging sie zu einem größeren Fenster unb schob die Gardinen zu Seit, so dass strahlendes Sonnelicht in das Wohnzimmer fiel. Jetzt sah sie auch richtig. Die WG war hübsch, etwas vollgestopft und mit einem Fernseher. Aline lächelte und ging in die Küche, wo sie eine Kaffeemaschiene vorfand. Aline griff in ihre Tasche, die noch um ihre Schulter hing, holte einen Kaffeebeutel heraus und schmiss die Maschiene an. Als sie das dampfendes Gebräu in der Hand hielt, rief sie Noel zu: "Möchtest du auch einen Kaffee?" Dann ging sie weiter in das Schlafzimmer, dann in das Badezimmer und schließlich auf den Balkon, wo sie Noel vorfand.

Noel drehte sich um und lächelte Aline an, die mit einer dampfenden Tasse in der Hand dastand. "Nein, danke", lehnte sie ab und sah vom Balkon aus über die Stadt. Die Aussicht war vielleicht kein Panaroma Bild aber immer noch sehr hübsch.
"Welches Zimmer möchtest du?", fragte sie ihre neue Mitbewohnerin, denn sie wollte sich einrichten und ihren Koffer zumindest irgendwo anders hin, als in den Flur stellen.

Verwundert sah sie Noel an, dan zugte sie mit den Schultern und sah zu den Häusern und Straßen die in das Zentrum der Stadt führten. Sie fühlte sich schon jetzt pudelwohl. Das Leben hier würde ihr gut tuen. Sie drehte sich zu Noel um, nahm einen kleinen Schluck von dem Getränk und antwortete dann: "Das hintere." Dieses Zimmer hatte es ihr gleich angetan. Es war bescheiden, etwas kleiner als das andere, dafür scheinte dort die Abendsonne rein. Etwas was sie in Österreich nie hatte. "Wenn das okay ist.", fügte sie noch hinzu, schließlich war sie bereit für einen Kompromiss.

"Natürlich", lächelte Noel. Sie hatte eigentlich sogar darauf gehofft, dass Aline das sagen würde, denn das vordere Zimmer war ihr Favorit gewesen. Sie verließ den Balkon und ging in den Flur, wo ihr Koffer stand. Sie schleppte ihn in das Zimmer, stellte ihn in die Mitte und sah sich noch einmal genau um.
Ein Einzelbett an der Wand neben dem Fenster, gegenüber davon ein Schreibtisch über dem Regalbretter angebracht waren. In der Ecke stand ein Kleiderschrank, der Platz daneben war noch frei.

Aline blieb noch eine Weile auf dem Balkon stehen. Sie ließ den Wind in ihr Gesicht blasen, durch ihre Haare fahren und genoss einfach den kleinen Moment in dem sie sich vollkommenfrei fühlte. Sie vermisste ihr Zuhause kein bisschen, auch wenn sie weiter entfernt war, als sie es jemals alleine gewesen war. Und nun würde sie hier ein Jahr verbringen.
Hinter sich hörte Aline wie Noel das Licht anmachte. Als Aline ihren Kaffee ausgetrunken hatte, stellte sie den Becher in die Küche und ging dann mit ihrem Koffer in ihr Zimmer.
Ein Bett stand an einer Wand, ein Schreibtisch am Fenster, wo gerade genug Sonnenlicht hineinfiel, so dass das Zimmer leuchtete. Aline setzte sich auf ihr Bett und sah sich weiter um. Ein leeres Regal über ihrem Bett, eine kleine Lampe an der Decke und eine Kommode für ihre Klamotten. Aline öffnete ihren Koffer auf dem Boden und begann aus zupacken.

Als Aline alle Anziehsachen aufgehängt und ihre Habseligkeiten eingeräumt hatte, verließ sie ihr Zimmer. Sie ging rüber zu Noels und stellte sich an den Türrahmen: "Ich geh kurz zum Kiosk an der Ecke, okay? Bin gleich wieder da." Aline lächelte ihrer Mitbewohnerin noch mal kurz zu und verließ dann die Wohnung.

[Kiosk von nebenan]

Noel drehte sich um und lächelte Aline an. "Sicher, bis gleich", verabschiedete sie sich und wuchtete dann ihren Koffer auf das Bett, wo sie ihn aufklappte und begann ihre Kleidung in den Schrank zu räumen.
Schließlich räumte sie den letzten Stapel T-Shirts ein und griff nach dem letzten Kleidungsstück im Koffer. Nachdenklich ließ sie es durch ihre Hände gleiten, fühlte den warmen Stoff, der voller Erinnerungen war.
Sie schloss ihre Augen, hauchte einen Kuss auf die Jacke und hängte sie in den Schrank.
Nachdem sie auch ihre Bücher und anderes in das Regal über dem Schreibtisch geräumt hatte, griff sie nach einem eisblauen Bilderrahmen, dessen Ecken von aufgeklebten Schneekristallen verziert war. Noel stellte das Bild auf den Schreibtisch und warf einen letzten Blick auf den jungen Mann auf dem Foto, der dem Betrachter zulachte, während er eine Drehung auf dem Eis vollführte.
Sie lächelte leicht und verließ das Zimmer, ging in die Küche und setzte einen Wasserkessel auf, um sich Tee zu kochen.
~~~
Als sie mit dem dampfenden Becher in den Hände dasaß und schlückchenweise daran nippte, fiel ihr Blick auf ein paar Prospekte, die auf dem Küchentisch lagen. Das war wohl als Angebot für die Schüler gedacht, um ihnen Ideen für Ausflüge zu geben.
Neugierig öffnete sie eines der Prospekte und lächelte erfreut, denn das Bild einer Eisbahn zog sie magisch an. Rasch kritztelte sie die Adresse auf ein Stück Papier und legte eine Nachricht für Aline hin.
Ich bin auf der Eisbahn, falls du mich suchst.
Handy: ***-***-***
Grüße,
Noel
Sie packte sich warme Sachen und ihre Schlittschuhe ein, dann verließ sie die Wohnung.
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