Haus der Halls

Taylor drückte kurz Dan's Hand, dann beantwortete er dessen Frage. "Wenn man dem Glauben schenken soll, was so gesagt wird, sollst du ja eigentlich ganz klug sein, oder? Und was soll ich schon gross sagen? Die Wahrheit natürlich. Oder an was hast du denn gedacht?"
Auf die Gegenfrage wollte er eigentlich gar keine Antwort, also fuhr er fort. "Gib mir am Besten noch deine Handynummer, man weiss ja nie."
Tay selbst nahm sein Mobiltelefon hervor, öffnete 'einen neuen Kontakt erstellen' und wartete darauf, dass Daniel ihm seine Nummer diktierte.

Dan entzog seine Hand Taylors festem Griff, und murmelte dann leise vor sich hin: "Jaah...ich glaube, ich werde das schon irgendwie schaffen...es muss ja nicht perfekt gelöst sein, ja? Ich meine, du hast ja bisher auch keine perfekten Arbeiten abgeliefert, soweit ich weiss..." Dan hatte Angst, das Taylor fragen würde, woher er das gehört hatte, und biss sich auf die Lippe.
"I-ich weiss nicht...ich meine...-dann...naja, auch egal.." Dan verwarf die Vorstellung von Taylor, welcher den Lehrern ganz stolz erklärte, wie er Dan dazugebracht hatte, ihm zu 'dienen'.
"Oh...jaah, klar...", meinte Dan auf Taylors Frage nach seiner Handynummer. "Meine Nummer ist ___________" Er diktierte sie dem Grösseren und sah zu, wie Taylor sich die Nummer in sein Mobiltelefon eintippte.
Er war sich ziemlich sicher, dass der Montag - also der erste Schultag - nicht gerade angenehm für ihn werden würde. Erstens würde er von Taylor herumkomandiert werden, das sah er schon kommen, und zweitens würde auch noch Aiden an seine Schule kommen. Wenn Aiden und Taylor sich treffen würden...Ach nein, Taylor war in der Zehnten, und Aiden in der Elften; sie würden sich schon nicht in die Quere kommen...oder?

Taylor hatte ganz genau gehört, was Dan eben über Tay's schulische Leistungen gesagt hatte, erwiederte jedoch nichts darauf, immerhin hatte der Junge nicht ganz unrecht, Taylors Noten waren immer nur knapp genügend, er hatte keine grosse Lust zu lernen.
Nachdem Taylor die Nummer eingetippt hatte, speicherte er das Ganze ab und liess sein Handy zusammenklappen.
An Daniel's gesichtsausdruck erkannte Tay, dass dieser über irgendetwas nachdachte, was Taylor an etwas erinnerte. "Stimmen eigentlich die Gerüchte über deinen Bruder?", erkundigte er sich. Hier und da hatte er gehört, dass der ältere Sohn der Hall's nun auch auf die städtische Schule kommen würde.

"Du meinst, dass er an unsere Schule kommt? Ja. Das ist richtig..."
Dan wollte nicht über Aiden reden. Genau das war es ja, was ihn - neben anderen Dingen - an Aiden störte. Durch seine Intelligenz, Sportlichkeit und den guten Ruf der Halls kannte ihn jeder hier. Schnell wusste jeder, dass er jetzt auch, so wie Dan, an die örtliche Schule ging. Vor den grossen Sommerferien hatten die Lehrer Dan oft angehalten, und gefragt, wie es Aiden ging, ob er sich auf die städtische Schule freue und so weiter.
Und jetzt fing auch noch Taylor mit Aiden an. Dabei war es Dan so wichtig, dass dieser sich für ihn und nicht für Aiden interessierte.
Dan stoppte sich. Es war ja nicht so, dass er sich wünschte, dass Taylor sich für ihn interessierte...also, nicht in einem speziellen Sinne...
Um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, fragte Dan: "Und, was machst du so?"
Dan war klar, dass sich das anhörte, als wären sie Kollegen, was sie ja eindeutig nicht waren, doch er sagte es trotzdem. Und war gespannt auf Taylors Antwort.

"Hm.." Taylor nickte. Dan schien nichts weiteres dazu sagen zu wollen, doch es war schliesslich ja auch nicht so, dass es Tay speziell intressieren würde, was die Gerüchte anbelangte.
Auf Daniel's Frage antwortete er knapp: "Naja, das weiss ich nocht nicht so genau. Ich geh dann mal." Damit wandte er sich ab und ging der Strasse entlang. Ein Grinsen entstand in seinem Gesicht - das mit Dan würde bestimmt witzig werden.

[zu seiner Wohnung]

"Oh...Tschüss..."
Dan hob die Hand, als Taylor sich schon lange umgedreht hatte. Er winkte ein bisschen, dann liess er die Hand verwirrt sinken.
Er spielte mit dem Buch in seinen Händen - er hatte es fallen lassen, als er versucht hatte Taylor seinen Ausweis abzunehmen - Sein Ausweis! Wann würde Taylor ihn ihm zurück geben? In einem Monat? Aber was, wenn Dan ihn in diesem Monat noch brauchte!?
Und überhaupt...Übermorgen...was hatte Taylor mit ihm vor?

Aiden hatte es sich mittlerweieln mit einem Buch auf seiner Couch bequem gemacht. Schon seit einiger Zeit hatte er Stimmen von Draussen gehört, konnte jedoch nur Dan heraushören. Aber Aiden hatte keine grosse Lust gehabt, extra aufzustehen, um nachzuschauen.
Irgendwann legte er das Buch zur Seite, stand auf, streckte sich rasch und ging dann nach unten. Zu seiner Verwunderung stand die Haustür offen und er trat durch den Türrahmen hinaus. "Was stehst du denn so alleine 'rum?", fragte er seinen Bruder, welcher dastand wie bestellt und nicht abgeholt.

"Waah!" Erschrocken drehte Dan sich um, um im nächsten Moment seinen grossen Bruder zu sehen. "Uh..." Irgendwie wollte er Aiden nichts von Taylor erzählen, und so gab er das Buch von der einen Hand in die andere, während er es erklärte. "Ach...der Jay war da...Er hat ein Buch zurück gebracht, das Mum seiner Mutter ausgeliehen hat. Enzyklopädie der Blütenpflanzen oder so was...keine Ahnung." Er grinste; stolz auf sich, dass er etwas hatte sagen können, das der Wahrheit entsprach, und nichts von Taylor verriet.
Nachdenklich sah er Aiden an. Hatt er etwas gesehen? Dan hatte nicht den Eindruck, doch wenn doch...das könnte peinlich werden..

Aiden nickte. "Mum liest sowas?" Der Junge konnte darüber nur den Kopf schütteln und winkte Dan zu sich. "Komm doch wieder rein. Hast du Lust, 'nen Film anzuschauen?", fragte er und lächelte. Natürlich war sich Aiden nicht sicher, ob Dan wirklich die Wahrheit sagte, aber im Moment war ihm das reichlich unwichtig.
Er selbst ging schon einmal wieder ins Haus zurück und schaltete im Wohnzimmer den Fernseher an, um anschliessend einen Film in der Kommode zu suchen.

Dan lächelte leicht, schliesslich hatte er dasselbe gedacht.
"Oh..Jaah klar!" Der Jüngere grinste - er hatte richtig gute Laune. Keine Lust zum Lernen oder Trainieren. Einfach ein bisschen Spass haben.
Er folgte Aiden in's Haus, wobei er beiläufig das Buch auf einer Kommode ablegte, die im Gang stand. Seine Mum würde es schon sehen, und merken, dass es das Buch war, dass die Adams ausgeliehen hatten.
"Ich hab Lust auf 'ne Komödie...", erwähnte Dan leise, und liess den Blick durch den grossen Raum schweifen.

"Ich auch", meinte Aiden und fand schliesslich ein paar DVDs, aus welchen er so viele ausschied, bis schlussendlich nur noch ein Film übrig war. Er hielt die Hülle in die Luft, sodass Dan sie sehen konnte. "Ist 'Die etwas anderen Cops' okay? Soll ganz gut sein."
Wieder einmal fragte der Junge sich, wo eigentlich Mom blieb - sie sollte schon lange Zuhause sein - doch irgendwie war es ihm auch recht, denn ansonsten würde sie wieder meckern und ihm und Daniel einen Vortrag über weiss-der-Himmel-was halten.

"Jaah, ist okay" Dan lächelte seinen älteren Bruder an. Er hatte - um ehrlich zu sein - keine Ahnung, von was der Film handelte, welchen Aiden ausgesucht hatte, doch es war ihm auch egal. Selbst durch einen schlechten Film würde er seine gute Laune nicht verlieren, dachte er.
"Uh...Aiden...Du gehst in die elfte Klasse nicht?", hakte Dan nach, um zu überprüfen, dass Aiden nicht mit Taylor in derselben Klasse war. Das wäre für ihn ziemlich unangenehm gewesen, fand er.

Mit ein paar wenigen Handbewegungen hatte Aiden die CD eingelegt und den Fernseher angeschaltet. Als das Hauptmenü des Filmes erschien, wählte er die Sprache und startete den Film. Während der Vorspann lief, antwortete er Dan: "Ja, wieso fragst du? Hatte ich das nicht einmal erwähnt...?" Aiden überlegte kurz und blickte seinen Bruder dann von der Seite an.
Anschliessend setzte er sich auf die grosse Ledercouch und machte es sich bequem.

Dan setzte sich aufs Sofa und lehnte sich nach hinten, während er seinem Bruder zusah, wie er den Film klar machte.
"Jaah, doch...", murmelte Dan, dann fügte er noch hinzu: "Aber ich war mir nicht mehr sicher." Natürlich wunderte Aiden sich. Dan war eigentlich immer aufmerksam und vergass selten etwas. Doch das Zusammentreffen mit Taylor zuvor hatte ihn ein bisschen durcheinander gebracht.